Sarah Churchill (Rachel Weisz, l.) will der Liebling der Königin (Olivia Colman) bleiben © Fox

Intrigen und Irrsinn

Selten passte ein deutscher Zusatztitel so gut wie dieser zu Yorgos Lanthimos‘ »The Favourite«

Yorgos Lanthimos begann seine Regiekarriere Ende des letzten Jahrzehnts (Dogtooth, Alpen) als treibende Kraft des »neuen griechischen Kinos «, das zu Zeiten der Finanzmisere über die Landesgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit sorgte. Sobald sich die Möglichkeit bot, startete er durch ins internationale englischsprachige Kino und schuf mit etwas Starpower respektables Independent-Kino, das seine individuelle Handschrift nicht vermissen ließ (The Lobster, The Killing of a Sacred Deer). Seine erst sechste Regiearbeit The Favourite, bei den Filmfestspielen in Venedig mit zwei Hauptpreisen ausgezeichnet, weist ihn als ernst zu nehmende neue Stimme, als unverwechselbares Regietalent aus.

Erstmals verfilmte Lanthimos ein Drehbuch fremder AutorInnen, auch das historische Sujet und das Genre Kostümfilm passen nicht recht in sein bisheriges Werk, doch die Dreiecksgeschichte um die britische Königin Anne zu Beginn des 18. Jahrhunderts dreht sich um Themen, wie sie kaum aktueller sein könnten, um den weiblichen Kampf um Gleichberechtigung (oder zumindest Mitbestimmung), bei dem hier auch alternative sexuelle Vorlieben eine wichtige Rolle spielen. Die aus aristokratischem Haus stammende Abigail (Emma Stone) muss sich (ganz ähnlich wie ihr Regisseur) einen eigenen Weg ebnen. Der Vater verspielte das Familienvermögen und »veräußerte« dabei auch seine Tochter, die nun am Hofe ihre Cousine, die einflussreiche Sarah Churchill (Rachel Weisz als Duchess of Marlborough), um eine Anstellung bittet, sich aber dabei wohl anderes erhoffte, als »ganz unten « als Küchenkraft zu beginnen.

Thomas Vorwerk

 


Den vollständigen Artikel finden Sie in der Applaus-Doppelausgabe 1/2 2019.

Start: 24. Januar

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